Vereinsgründung
Aufnahme in den Verband aller deutschen Gesellenvereine am 04.05.1882 – Oberhirtliche Genehmigung am 9. Juli 1882 – Dr. Josef Lerzer, erster Präses.
Der katholische Gesellenverein Allersberg war vor einhundert Jahren der achte Gesellenverein, der innerhalb des Diözesanverbandes Eichstätt gegründet wurde. Der Chronist beginnt die umfangreiche Chronik mit einem Satz, der nicht weniger als 113 Wörter beinhaltet: „Der katholische Gesellenverein Allersberg wurde ins Leben gerufen auf Anregung einiger strebsamen jungen Leuten, welche eingedenk der vielen Gefahren, die den Gesellen und Arbeitern heutzutage überall, auch hierorts drohen und welche im Gegensatze so vieler anderer, die im Taumel ihrer Leidenschaften im Umgange mit schlechten, sittenlosen Kameraden Ehre und guten Namen und Zunft und Sitte mit Füßen treten, vielmehr die Reinheit ihrer Sitten und wahren Ehre ernstliche bewahren und pflegen wollten und deshalb nach gleich gesinnten Jünglingen sich umsahen, um im Vereine mit ihnen in gegenseitiger Aufmunterung zum Guten und Edlen desto leichter die ihnen drohenden Gefahren vermeiden zu können und anderen durch ihren ehrbaren und tugendhaften Wandel ein Beispiel zur Nachahmung zu geben“. Sie stellten daher an den derzeitigen Pfarrer, dem Hochwürdigen Herrn Kammerer Dr. Josef Lerzer die Bitte, die Gründung eines katholischen Gesellenvereins ins Werk zu setzen. Damit ist auch bereits Ziel und Zweck der Vereinsgründung deutlich umrissen. Nach Beseitigung entgegenstehender Hindernisse und Entwurf der Statuten erteilte H. H. Diözesanpräses Dr. phil. Hergenröther die Genehmigung zur formellen Vereinsgründung. Am 4. Mai 1882 erhielt der neue Verein durch Diplom des Zentralpräses der Gesellenvereine Bayerns, H. H. Georg Mayer, der selber noch gut mit Adolf Kolping befreundet war, die Aufnahme in den Verband aller deutschen Gesellenvereine. Am 9. Juli 1882 folgte schließlich die oberhirtliche Genehmigung und zugleich Bestätigung des H. H. Kammerers und Pfarrers Dr. Josef Lerzer als erster Präses. Als Gründungsmitglieder sind in der Chronik die Herren Peter Blab, Josef Fiegl, Johann Fischer, Josef Graf, Georg Hirscheider, Franz Inzenhofer, Johann Lachner, Kaspar Mab, Johann Reichmeyer, Josef Reichmeyer, Jakob Riehl, Sebastian Schlierf, Georg Thumann und Johann Wirth vermerkt.

1882 – 1907
Erstes Vereinlokal „Zur goldenen Sonne“ – Fahnen weihe im Jahre 1883  - Dr. Josef Lerzer zum Ehrenpräses ernannt – 1898 eigenes Vereinshaus eingeweiht – Pflege des Gesangs und Theaterspiels – 25jähriges Stiftungsfest
Erster Vereinsvorstand wurde Peter Blab, der Dank seiner Verdienste am 19. März 1903 zum Ehrenvorstand ernannt wurde. Blab übte sein Amt bis zum 6. Januar 1885 aus. In verhältnismäßig kurzer Zeit zählte der Verein 23 aktive und 43 Ehrenmitglieder, die vom echten Kolpinggeist beseelt, im Vereinslokal „Zur goldenen Sonne“ ihre ersten Zusammenkünfte abhielten. Unter aktiven Mitgliedern sind in der Regel Gesellen, unter Ehrenmitgliedern ehemalige Gesellen, die inzwischen Meister oder selbständige Gewerbetreibende geworden sind, zu verstehen.

Anschaffung einer Vereinsfahne
Bereits im Jahre 1883 konnte durch opferfreudiges Spenden die Vereinsfahne im Kloster Zell bei Hilpoltstein angefertigt werden, die wegen ihrer trefflichen Ausstattung eine wahre Zierde des Vereins ist. Die Fahne repräsentiert einen Wert von 220 Mark. Um diese nicht unbedeutenden Kosten aufzubringen, steuerten alle Männer, Frauen und besonders die Jungfrauen Allersberg freudigts ihr Schärflein bei, so dass schon nach Ablauf eines Jahres die neue Fahne vollständig bezahlt werden konnte. Die feierliche Fahnenweihe nahm am 27. Juni 1883 Diözesanpräses Dr. phil. Hergenröther vor, wobei der Bruderverein aus Neumarkt Patenstelle übernahm. Außerdem waren bei dieser erhebenden Feier die Gesellenvereine Beilngries, Berching, Hilpoltstein und Schwabach anwesend.
Besonders großen Wert legt man in den folgenden Jahren auf die Pflege des Theaterspiels und Gesangs. Durch bischöfliches Dekret wird am 24.3.1884 Martin Fritsch als neuer Präses bestätigt. Mit der beträchtlichen Stärke von 45 Mann einschließlich Präses folgte man am 29. Juni 1884 einer Einladung des Gesellenvereins Schwabach zu dessen Fahnenweihe. Der erste Vergnügungsausflug  führte am 7. Juli 1884 in das eine Stunde entfernte Seligenporten, wo man sich auf dem nahe am Waldsaum gelegenen Keller des dortigen Brauers trefflich amüsierte.
Es bahnt sich eine gewisse Gestaltung des Vereinslebens mit besonderen Höhepunkten im Laufe eines Vereinsjahres an, die wie ein goldener Faden bis zum heutigen Tag in gleich bleibenden Intervallen festzustellen ist. Immer fanden an diesen Tagen ein feierlicher Kirchenzug und gemeinsame Kommunion statt. Auch an der Christbaumfeier mit Verlosung und Versteigerung hat sich seit Einführung dieses Brauches am 26. Dezember 1884 bis heute nicht geändert.

Quartiere für durchreisende Gesellen
Ein besonderes Augenmerk wurde auch den durchreisenden Gesellen  gewidmet, die jeweils ein Nachtquartier, ein Glas Bier und Brot vom Verein gratis erhielten. Für jede Übernachtung musste der Verein an den Herbergsvater zwanzig Pfennige bezahlen.
Am 14. Januar 1885 hat man erstmals die traurige Pflicht, ein Mitglied zur letzten Ruhestätte zu begleiten. Es handelte sich hierbei um den Fabrikarbeiter Peter Krauser.

Dr. Josef Lerzer zum Ehrenpräses ernannt.
In der Generalversammlung am 1. März 1885 wird der frühere Präses Dr. Josef Lerzer zum Ehrenpräses ernannt. Ebenfalls in dieser Versammlung wird ein Mitglied vom Verein ausgeschlossen. Als Ausschlussgrund ist fortgesetzter ärgerlicher Lebenswandel angegeben. Am 19. April 1885 verabschiedet sich Präses Martin Fritsch und Josef Pemsel wird sein Nachfolger.
Besonders lustig ging es am 14. Juni 1885 bei einem Ausflug mit zwei Leiterwägen nach Roth zu. Niedergeschrieben ist ein Stelldichein mit den Vereinen Schwabach und Hilpoltstein bei gehobener Stimmung und heiterem Himmel. Bei der Rückfahrt hatte man unversehendst drei Mitglieder sitzen lassen, was den Austritt eines Mitglieds nach sich zog. Vierzehn Tage später nahmen fünf Mitglieder am 25jähregen Jubiläum des Gesellenvereins Eichstätt teil.
Im Januar 1886 wird der Beschluss gefasst, dass beim Tode eines Mitglieds eine Messe von Seiten des Vereins gelesen lassen wird und das alljährliche Amt am Stiftungsfest für alle verstorbenen Mitglieder gelten soll. Ein Beschluss, der bis zur heutigen Zeit seine Gültigkeit nicht verloren hat. Im Jahre 1888 werden erstmals jeden ersten Sonntag im Monat die Monatsversammlungen eingeführt.

Bau eines eigenen Vereinshauses
Immer lauter wurde der Wunsch nach einem eigenen Vereinshaus. So wurde 1898 unter Präses Kornburger ein „Verein zur Begründung und Bereithaltung eines katholischen Vereinshauses“, kurz „Hausbauverein“ betitelt, gegründet und sogleich mit dem Neubau begonnen. Bereits am 27. November des gleichen Jahres konnte Diözesanpräses Durchlaut Philipp Prinz von Arenberg am neuen Vereinshaus mit der Hausnummer 69 den Weiheakt vornehmen. Den Reigen der Vizepräses eröffnet im Jahre 1898 Kooperator Dr. Martin Grabmann, der durch seine wissenschaftlichen Leistungen Weltberühmtheit erlangte und den es auch später oft noch in dieses traute Gesellenhaus hinzog.
Ein Jahr später, am 18. Juni 1899 konnte die am Vereinshaus angebaute Kegelbahn zur Benutzung freigegeben werden. Unzählige Veranstaltungen sind seinerzeit im neuen Vereinshaus abgehalten worden. Wöchentliche Abende der Mitglieder, Monatsversammlungen, Theaterabende, Wahlversammlungen, Gesangsstunden, Stenografieunterricht, um nur einige Arten zu nennen, wobei der Stenografieunterricht wegen einreißender Verzweiflung der Teilnehmer wieder aufgegeben werden musste. Großer Andrang herrschte am 12. August 1900 beim Preiskegelscheiben, wo nur Mitglieder und Ehrenmitglieder zugelassen waren. Laut Kegelordnung kostete jedes Los zwanzig Pfennige und berechtigte insgesamt zu acht Versuchen. Am dritten Tage des Preiskegelns feierte man abends beim Lampionbeleuchtung und der Apotheker spendierte ein größeres Feuerwerk.
In den nächsten Jahren nahm man an Jubiläumsfeiern in Beilngries, Regensburg und Neumarkt. Teil. Die Teilnehmerzahl betrug hier immerhin immer zwischen zwanzig und dreißig Mitgliedern.

25jähriges Stiftungsfest
Nachdem man das 10jährige Stiftungsfest nur im kleinen Rahmen feierte – berichtet wird von einem Kirchenzug mit Musikbegleitung -, wird das 25jährige Stiftungsfest als eines der größten Höhepunkte des bisherigen Vereinslebens bezeichnet. 22 Vereine (u.a. Eichstätt, Weißenburg, Roth, Schwabach, Nürnberg, Neumarkt, Freystadt. Beilngrieß und Hilpoltstein) mit 20 Fahnen waren am 21. Juli 1907 gekommen und der Platz beim Lammswirt und Postkeller konnte die vielen Leute nicht fassen. Die Festpredigt hielt Professor Dr. Martin Grabmann, der im Jahre 1898 als erster Vizepräses in Allersberg tätig war. Dr. Ludwig Bruggaier, damals Bischofssekretär zelebrierte das Hochamt.

1907 – 1932
Der erste Weltkrieg – Vereinssaal wird Arbeitsraum des Roten Kreuzes und später Kinderschule der Gemeinde – Gründung der DJK – Eintragung ins Vereinsregister – Gründliche Restaurierung des Gesellenhauses – 50. Stiftungsjubiläum

Nach dem großartig verlaufenen Jubiläumsfest stiegen die Mitgliederzahlen weiter an. Bevor jedoch jemand Mitglied werden konnte, musste er sich beim Präses anmelden und wurde an der Aufnahmetafel ausgehängt. Voraussetzung für die Aufnahme war ein ordentlicher Lebenswandel und die jeweilige Teilnahme an den Veranstaltungen. Jedes Mitglied war hier zur Ehre des Vereins verpflichtet, Nachteiliges über einen Aufzunehmenden dem Präses mitzuteilen.

Zahlreiche Veranstaltungen und Jubiläumsfeste
Die nächsten Jahre standen im Zeichen von zahlreichen Veranstaltungen. So ist am 2. Februar 1909 ein Lichtbildervortrag von Stadtpfarrer Gottschalk aus Altdorf über den Krieg 1870/71 erwähnt. 130 Personen nahmen am 10. Oktober des gleichen Jahres an der Generalkommunion teil und abends berichtete dann Stadtpfarrer Götz aus Freystadt in einem dreistündigen Vortrag über seine Reise nach Palästina.
Im März 1910 erhielt der Verein ein Schreiben vom Bezirksamt, dass eine Beschwerde des Gastwirts Billmeyer vorliegt, wonach der Gesellenverein fast alle Sonn- und Feiertage Theater, Konzerte usw. veranstalte. Das Bezirksamt fand jedoch keinen Grund zum Vorgehen.
Acht Mitglieder ließen es sich nicht nehmen, beim 50. Stiftungsfest des Gesellenvereins Eichstätt am 16. Mai 1910 anwesend zu sein. Abfahrt war früh 4 Uhr und es strömte nur so vom Himmel. Über Roth ging es fröhlich der Altmühl zu. Trotz des ungünstigen Wetters kam bei den Gesellen keine Missstimmung auf  und bereits vier Wochen später war man beim 25. Stiftungsfest in Weißenburg erneut vertreten. Das Jahr wurde mit einem Silvesterabend abgeschlossen, der dank einer freiwilligen Spende von 58 Litern Bier von Herrn Schattenhofer, der ab nächstes Jahr das Bier liefert, ermöglich wurde. Im Jahre 1911 nahmen die Gesellen am 50. Stiftungsfest in Nürnberg (4. Juni) und am 25. Stiftungsfest in Roth (11. Juni) teil. Erstmals wird erwähnt, dass die Heimfahrt mit einem Wagen erfolgte und wieder taucht der Name Schattenhofer als Wohltäter auf.

Gründung einer Gesangsabteilung
Neue Vereinsabzeichen wurden im September 1911 zur Ausgabe gebracht (45 Pfennige). Immer mehr Schwierigkeiten bereitet die Regierung bei der Durchführung der Christbaumfeier mit Verlosung und Versteigerung. Unter großen Ängsten ging erst am Versteigerungstag die Regierungsgenehmigung ein. Nachdem man am 23. Juni 1912 mit achtzig Personen beim 25. Stiftungsfest des Gesellenvereins Freystadt anwesend war, feierte man das eigene 30. Stiftungsfest äußerst bescheiden. Eine Einladung fremder Vereine erfolgte nicht. Trotzdem darf das abgelaufene Jahr als ein gutes und erfolgreiches Jahr angesprochen werden. Einen guten Teil dazu mag die Gründung der Gesangsabteilung beigetragen haben („Gott gebe, dass es immer so bleibe“).

Der erste Weltkrieg
Im Oktober 1913 wurden bei einer scharfen Debatte drei Mitglieder wegen öffentlichen Eintretens für die Sozialdemokratie durch Verteilung von Flugblättern vom Verein ausgeschlossen. Am 7. Juli 1914 scheint ein schreckliches Gewitter, das eine nachmittägliche Veranstaltung im Freien anlässlich des 32. Stiftungsfestes in Wasser fallen lässt, Vorbedeutung für das Granatenhagelwetter des ersten Weltkrieges gewesen zu sein. Am 2. August 1914 (1. Mobilmachungstag) waren wie auf Kommando die einrückenden Mannschaften von Allersberg und Umgebung, zum Teil auch ihre Angehörigen im Saal des Gesellenhauses zum Abschied versammelt. Alle, Freund und Feind des Gesellenvereins, auch die Sozialdemokraten lauschten hier in patriotischer Begeisterung den zündenden Worten des Präses Gustav Debatin. Es war eine Feier der Begeisterung, wie sie wohl das Vereinshaus noch nie gesehen hat.

Vereinstätigkeit lahm gelegt
Zwei Tage später wird der Vereinsaal dem Roten Kreuz als Arbeitsraum zur Verfügung gestellt. Die Vereinstätigkeit war damit ziemlich lahm gelegt. Im Jahre 1917 standen alle Mitglieder unter Waffen. Im gleichen Jahr zeiht sich Kooperator Schneeberger eine Jungmannschaft in Stärke von 15 Mann heran (Alter 13 – 17 Jahre). Auch am Gesellenverein ging der erste Weltkrieg nicht spurlos vorüber. Elf aktive und zwei passive Mitglieder blieben auf den Schlachtfeldern, darunter drei Söhne der damaligen Hausmeisterfamilie Lindner.

Vereinssaal für Kinderschule zur Verfügung gestellt
Nach dem Krieg wird der Saal des Gesellenhauses für Kinderschule der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Kaum hatte man den kalten Schatten des Krieges abgelegt, gründete der Verein am 14. Juli 1918 eine Turnerriege mit Franz Steibl als Vorturner. In den ersten Nachkriegsmonaten betrug der Mitgliederstand 25 ordentliche und 119 Ehrenmitglieder. Am 14. März 1921 wird der Gemeinderat benachrichtigt, dass der Kindergarten nicht mehr länger im Vereinshaus untergebracht werden kann. Zum ersten mal seit Jahren wird am 19. März 1921 wieder das Fest des Schutzpatrons in feierlicher Weise als Festtag begangen.

Umwandlung des Vereins geplant
Harte Worte wurden am 24. April 1921 niedergeschrieben. „Es ist von Seiten der Vorstandschaft beabsichtigt, den Gesellenverein in einen Gesell- und Arbeiterverein umzuwandeln, denn nur dadurch glaubt man, den Verein wieder etwas heben und zu neuer Blüte bringen zu können. Allerdings findet diese Vorstellung auf einer Präsidesversammlung der Diözese kein rechtes Gehör und wenig Entgegenkommen. Der Gesellenverein ist so ziemlich zum Aschenputtel unter den hiesigen Vereinen abgesunken. Starke Konkurrenz machen ihm gegenwärtig der Sozialdemokratische Turnverein und dessen Ableger und Gegner, die sogenannte freie Spielvereinigung, die beide die Pflege des Fußballsports fleißig betreiben und das sich auch gerade bei der Jugend großer Beliebtheit erfreut“.
Bereits zwei Monate später gründete der Gesellenverein eine „Ballspielabteilung“. Als erster Erfolg ist ein Übungsspiel gegen Hilpoltstein angegeben, das mit 2 : 1 gewonnen wurde. Pater Tustus Wirth überreichte spontan zweihundert Mark für Sportzwecke.

Inflationistische Wirtschaftsverhältnisse
Den Zeitumständen nach wurde das 40. Stiftungsfest in bescheidenen Grenzen gehalten. Nur der Patenverein aus Neumarkt erhielt eine Einladung und schickte eine kleine Abordnung. Den Gottesdienst zelebrierte H. H. Franz Dorr, der als Kaplan bereits in Allersberg tätig war. Seiner Freizügigkeit ist es zuzuschreiben, dass der Verein ein gut erhaltenes Piano erhält und die Jugendmannschaft die nötige Ausrüstung für den Fußballsport. Im Januar 1923 erhält die Gesangsabteilung eine neue Leitung. Josef Igl übernimmt mit viel Eifer, Geschick und Geduld diesen verantwortungsvollen Posten. Die inflationistischen Wirtschaftsverhältnisse  machen sich auch in der Beitragserhöhung bemerkbar. Am 11. Februar 1923 wurde der Beitrag für die aktiven Mitglieder auf 20 Mark und für die Ehrenmitglieder auf 10 Mark erhöht.
Interessant ist die Rechnungslegung in der Generalversammlung am 17. Februar 1924. Den Einnahmen in Höhe von 72 692 226 551 561,20 Mark stehen Ausgaben in Höhe von 25 908 553 523 135,00 Mark gegenüber. Unterschreiben ist diese zahlenüberschwengliche Abrechnung von Vizepräses Kaplan Leinfelder.

Hausbauverein kauft angrenzendes Wohnhaus
Zwei Mitglieder der Turnerriege werden am 29. Mai 1925 zu einem Vorturnkurs geschickt und zur Beschaffung eines eisernen Recks wird eine Sammlung veranlasst. Wie jeder bisherige Präses wird am 1. August 1926 Pfarrer Pius Wagner feierlich in sein Amt eingeführt, gleichzeitig Vizepräses Georg Peter, der nach Brasilien gehen will, ein herzlicher Abschied bereitet. Eine lange Kette von Briefen zeigt seine enge Verbundenheit zu den Allersberger Gesellen.
Das Jahr 1926 bringt einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte unseren Vereinshauses. Nach langwierigen Verhandlungen wird am 6. September 1926 zwecks geplanter Erweiterung ein Kaufvertrag unterzeichnet. Verkäufer sind Max und Alois Rumer, die das Wohnhaus Nr. 70 mit Hofraum und Gärtchen an den Hausbauverein verkauften. Im Jahr 1927 entsteht der Plan, das Vereinshaus zu erweitern, da immer wieder geklagt wird, der Platz reiche vor allem bei Theateraufführungen nicht aus. Lange Verhandlungen und viele Briefe helfen nicht zum Ziele. Präses Wagner wird jedoch des Schreibens müde, aber es vergehen Jahre.

Gründung der DJK ( www.djk-allersberg.de )
Am 28. Juli 1928 konnte eine dem Verein eng angeschlossene Jugendkraft (DJK) zur besonderen Pflege des Sports und Fußballspiels gegründet werden. Bei einer Monatsversammlung feiern die Gesellen am 2. Dezember 1928 das 30jährige Bestehen des Vereinshauses und am 10. Januar 1929 wird ein Zipfelhaubenclub gegründet. Zweck: „gemütliches Beisammensein einmal in der Woche“. Schwere Klagen werden in den Jahren 1929/1930 laut: „Besuch von Seiten der Gesellen sehr mager“ – „Über die Hälfte der Aktiven fehlte“ – „Es will gar nichts mehr recht gehen“.

Gesellenverein wird Eigentümer des Vereinshauses
Das Jahr 1931 bringt wiederum wichtige Stationen in der Vereinsgeschichte. Der Gesellenverein soll als „e.V.“ gerichtlich eingetragen werden. Die Statuten wurden neu gesichtet und gedruckt. Die berichtigte Satzung trägt Unterschrift und Siegel des Amtsgerichts Hilpoltstein vom 18. März 1931.
Der Hausbauverein biete an: „Das Vereinshaus oll notariell gegen Übernahme der darauf ruhenden Lasten und Hypothekenschulden dem Gesellenverein zugeschrieben werden.“ Das Protokoll der außerordentlichen Generalversammlung des Hausbauvereins vom 22. Februar 1931 bestimmt: „Das Vereinshaus mit den dazugehörigen Nebengebäuden, Grund und Boden soll dem Gesellenverein überlassen werden. Nach § 1 der bisherigen Satzung des Hausbauvereins soll das Haus auch weiterhin allen katholischen Vereinen als Vereinsheim dienen, jedoch hat der Gesellenverein das Vorrecht. Der obige Verein wird aus dem Vereinsregister gestrichen.“

Restaurierung des Hauses
Das Haus wird nun nach einem Plan von Architekt Haindl aus München noch vor dem 50. Stiftungsfest erweitert und die Bühne neu gestaltet. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten erfolgt bereits am 12. September 1931 die Einweihung. In Dankbarkeit wurden hier Pfarrer Willibald Strobl aus Wolferstadt und Alumnus Johann Begner erwähnt. Beide haben mit geschickter Hand den Bühnenbau zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt.

50jähriges Stiftungsfest
Mit ungeheurer peinlicher Kleinarbeit bereitet Präses Pius Wagner das goldene Stiftungsjubiläum am 3. Julie 1932 vor. Ein Festgeschenk des Präses ist das Kolpingsbanner. Der glänzende Verlauf des Fests, das unter dem Motto „Mit uns zieht die neue Zeit“ stand, krönte die Mühe sämtlicher Beteiligten.

1932 – 1957
Verbot der DJK – Wirtschaftsbetrieb wird eingestellt – Gesellenhaus an Marktgemeinde abgegeben – Zweiter Weltkrieg – Neuer Aufbau in Freiheit – Präses Alois Fetsch zum Ehrenpräses ernannt – Wiedergründung der DJK – 75. Stiftungsjubiläum.

Und nun geht die Chronik der Kampfzeit des Dritten Reiches entgegen. Pfarrer Willibald Strobl aus Wolferstant kündigt ein seinem Absageschreiben vom 4. Juni 1932 zum 50. Stiftungsfest bereits diese harte Zeiten an: „Denn schau, die ganze Stimmung, in der man sich jetzt befindet, ist wirklich nicht so, dass man gerne an so Festlichkeiten teilnimmt, wie Vereinsjubiläum u.d.gl. Im Juli werden die Wahlen sein zum Reichstag. Dass diesmal noch eine richtige Hetzt einsetzt, ist voraus zu sehen. Und was kommt nach den Wahlen? Das kann sich jeder denken, der die Redensart vom Sturze des „Systems“ durchschaut hat. Mein Lieber, die Zukunft wird für uns schlimm. Ich wäre in der zweiten Hälfte des Juli nach dort gekommen, ob das nach den Wahlen noch notwendig ist, weiß ich nicht. Denn dass die Hitler mit unseren kath. Vereinen aufräumen, ist so sicher,  wie 2 x 2 4 ist. Du wirst sagen: Pessimist. Gäbe Gott, ich schaute diesmal zu schwarz. Also waren wir die Zukunft ab.“

Deutscher Gesellentag in München
Der kath. Gesellenverein, der im März 1933 nun in Kolpingfamilie umbenannt wurden, erfuhr nun immer mehr Beschränkung und Unterdrückung. Der Nationalsozialismus betrachtete alle nicht gleich gesinnten Vereine als Gegner. Vom 8. – 11. Juni 1933 findet in München der Deutsche Gesellenstag statt. Für alle teilnehmenden Kolpingfamilien unvergessliche Tage! Der Gesellentag, der unter dem Leitwort „Gott und Volk – Volk und Stand – Stand und Staat“ steht, wird von den Nationalsozialisten brutal gesprengt. Kolpingsöhne werden bedroht und geschlagen. Kaplan Hutterer und Hans Beck mussten die Erlebnisse in der Schutzhaft überdenken.
Die Verfolgungszeiten der Nationalsozialisten brachte die Kolpingfamilien und das gesamte katholische Vereinswesen in große Bedrängnis. Am 5. Oktober 1933 werden von der politischen Polizei Theateraufführungen der Kolpingfamilie verboten. Präses Pius Wagner verlässt Allersberg und sein Nachfolger Pfarrer Josef Klebl erlebt in Allersberg die schwere Hitlerära. Goldene Treue hielt damals, wie der Chronist berichtet, die DJK, bis sie am 26. Mai 1934 verboten wird.

Das schreckliche Jahr 1934
In der „Fränkischen Tageszeitung“ vom 5. April 1934 war zu lesen gewesen: „Kaplan Lorenz – Allersberg, ein Feind der Nationalsozialistischen Jugenderziehung“. Sprechchöre lärmten: „das Deutsche Allersberg will einen Priester, keinen Hetzkaplan.“. Beim Sonnwendfeuer am 23. Juni 1934 wird von der Hitlerjugend ein DJK-Wimpel mit Christuszeichen verbrannt. Kaplan Lorenz werden am 30. Juni und 13. Juli 1934 von verhetzten Bubenhänden die Fensterscheiben zertrümmert.
Trotz amtlichen Widerspruchs des NS Bezirksamtes Hilpoltstein, welches die staatsaufsichtliche Genehmigung nun nicht erteilt hatte (langer Schwebezustand), überlässt die Kolpingfamilie am 11. Juni 1934 das Vereinshaus durch Schenkung der kath. Kirchenstiftung (Einheitswert 4 900 RM). Am 22. November 1934 wird Kaplan Lorenz nach Ingolstadt versetzt. Er verabschiedet sich mit dem Schlusssatz: „Allersberg, du bleibst mir unvergessen.“

Wirtschaftsbetrieb wird eingestellt
Wie ein Hohn auf diese Zeit, werden ab 29. Juni 11935 die Geschäftleute gezwungen, der DAF (=Deutschen Arbeitsfront) beizutreten. Damit müssen sie aus der Kolpingfamilie ausscheiden, denn Doppelmitgliedschaft ist verboten.
Am 12. Mai 1936 erreicht der Verein vom  Bezirksamt die Nachricht, dass der Wirtschaftsbetrieb ab sofort einzustellen ist. Die alten Getreuen scheiden am 14. Mai 1936 mit einem wehmutsvollen Lied aus ihrem zweiten Vaterhaus. Man sang mit trauernden Lippen: „So leb denn wohl, du stilles Haus, wird ziehen betrübt von dir hinaus.“. Vereinslokal wurde nun ein Nebenzimmer der Gastwirtschaft Schroll.

Abtretung des Gesellenhauses an die Marktgemeinde
Zu einer Generalversammlung am 19. März 1937 hatten es von 78 geladenen Mitgliedern lediglich 8 Aktive und 27 Altmitglieder gewagt, zu kommen. In dieser Generalversammlung wird die Abtretung des Gesellenhauses gegen Überlassung des Schwesternhauses genehmigt. Es dauerte jedoch bis zum 20. März 1939, bis die notarielle Beurkundung des Tausches vorgenommen wurde.
Im zweiten Weltkrieg standen viele Kolpingsöhne unter Waffen und bald löste eine traurige Verlustmeldung die andre ab. Schrecken und Grauen, Elend und Not, Ruinen und Trümmer, Heimatlosigkeit und Tod ringsum. Am 19. März 1942 wurde der Josefstag besonders begangen. Am Morgen Gemeinschaftsmesse für die gefallenen Kolpingsöhne und am Abend Generalversammlung im Pfarrzimmer des Benefiziatenhauses. Präses erklärte, dass bereits seit 1. Juli 1939 keine Beiträge mehr erhoben wurden. Nun müsste wieder ein Jahresbeitrag von 1,00 RM erhoben werden, schon deswegen, damit für die gefallenen Kolpingsöhne Gottesdienste gehalten werden. Das Toben des Krieges ist verklungen, der Rauch der Trümmer ist verzogen. Die Feinde des Christentums und damit die Feinde der Kolpingfamilie sind gewesen.

Zurückgabe des Gesellenhauses
Nach harten und grausamen Kriegsjahren wird mit enormer Tatkraft, Hingebung und Opferbereitschaft die Zwangsjacke des Hitlerregimes abgestreift. Am 17. Februar 1946 kamen zu einer Generalversammlung bereits 65 Mitglieder. Ein einstimmiger Marktgemeinderatsbeschluss vom 4. Juni 1946 brachte dann wieder einmal ein großes Ereignis für den Verein. Das Gesellenhaus wird an die katholische Kirchenstiftung zurückgegeben im Tauschwege gegen 1,3114 ha Wiesen und folgende Auflage: Die Kirchenstiftung verpflichtet sich, das Haus der Kolpingfamilie zur unentgeltlichen Benutzung zu überlassen. Ebenso können die übrigen katholischen Vereine und Organisationen die Räume unentgeltlich benutzen. Die Kolpingfamilie übernimmt die öffentlichen Lasten und die volle Baulast. Der Tausch wird am 22. August 1946 notariell beurkundet.
Das Haus war in einem üblen Zustand durch Kriegseinwirkung und Benutzung als SA und HJ-Heim. Im Jahre 1947 macht sich Vizepräses Peter Köferler rastlos und ruhelos daran, das Vereinshaus wieder instand zusetzen. Unter großem Einsatz und erheblichen Opfern der Mitglieder, wobei die Ziegel zum Teil bis aus Ingolstadt angeschafft wurden, waren die größten Schäden bald behoben.

Präses Klebl und Fetsch zum Ehrenpräses ernannt
In einer Generalversammlung am 19. März 1947 wird die Sportgruppe „Eintracht“ gegründet und Präses Josef Klebl verabschiedet sich nach 14jähriger Amtszeit. Die Kolpingfamilie dankt ihm das kluge Verhalten in dieser schweren Zeit durch die Ernennung zum Ehrenpräses. Einen unvergesslichen Nahmen machte sich auch Vizepräses Peter Köferler, der von 1941 bis 1949 in Allersberg tätig war.
In der Generalversammlung vom 29. Januar 1950 wird der aus russischer Gefangenschaft heimgekehrte Benefiziat Julius Hopfner zum Vizepräses ernannt. Präses Alois Fetsch sorgt für den Nachwuchs und gründet die Pfadfinderschaft St. Georg, eine Lösung, die von manchem nicht versanden wird. Im Frühjahr 1952 wird der Nachwuchs anders geregelt und eine Gruppe „Jungkolping“ ins Leben gerufen.
Zum 70. Stiftungsfest am 6. Juli 1952 kann die erneuerte Kegelbahn präsentiert werden. Präses Alois Fetsch wird nach sechsjähriger Amtszeit am 1. Februar 1953 feierlich verabschiedet. Altsenior Karl Blank händigt ihm eine Urkunde über die Ernennung zum Ehrenpräses aus. Seinen Nachfolger Franz Xaver Scherb erwarten bei seiner Amtsübernahme am Palmsonntag des Jahres 1953 viele ungelöste Probleme. Kaplan Hans Thoma übernimmt am 8. Dezember 1953 den Posten seines Vorgängers Julius Hopfner.

Wiedergründung der DJK
Das bedeutsamste Ereignis des Jahres 1955 war die am 12. Juni 1955 erfolgte Wiedergründung der 1934 verbotenen DJK, die in enger Verbindung mit der Kolpingfamilie der Jugend die Möglichkeit gibt, in einem christlichen, nach kirchlichen Grundsätzen ausgerichteten Sportverband sich zu betätigen.

75jähriges Stiftungsfest
Eine wirklich erhebende Festfeier war das 75. Stiftungsfest mit Fahnenweihe am 29./30 Juni 1957. Bei der Festversammlung am Samstag sprachen neben Josef Klebl noch mehrere frühere Präsides. Hauptredner war Diplom-Psychologe A. Wurm aus München zum Thema „Kolpings Ruf und Hilfe für unsere moderne Zeit“. Hauptpunkte am zweiten Tag waren Festgottesdienst mit Fahnenweihe, Festzug und anschließender Großkundgebung durch Dr . Richard Jäger, Vizepräsident des Deutschen Bundestages. Die Festpredigt hielt der damalige Domkapitular Dr. Brems.

Die neu geweihte Fahne kündet den Kolpingsöhnen in ihrer Bildersprache eine dreifache Parole:

VORWÄRTS! Nach dem Ideal und Geist Adolf Kolpings. Darum steht auf der in schwarz-orange gehaltenen Fahne die Devise: „Religion und Tugend, Arbeitsamtkeit und Fleiß, Frohsinn und Scherz, Eintracht und Leibe“.

HEIMWÄRTS! Mit der alten Pfarrkirche von Allersberg zeigt die Fahne ein schönes Bild von unserem Heimatort. Somit ruft die Fahne den Kolpingsöhnen zu: Bleib treu Deiner Heimat, der Heimat des Elternhauses, der Heimat Deiner Pfarrkirche und Pfarrgemeinde. Der Heimat Deines Vaterlandes!

AUFWÄRTS! Die Fahne schmückt das Bild der Madonna von Allersberg mit ihrem göttlichen Sohn auf dem Arm. „Sursum corda – aufwärts die Herze zur ewigen Heimat“ ist der Gottesmutter Ruf.

1957 – 1982

Karl Blank zum Ehrensenior ernannt –Verkauf des alten Vereinshausses – Umbau des alten Spital zum neuen Kolpinghaus – Kolping-Ehrenbrief für Ludwig Frisch

In den Jahren 1957/58 wurde das Gesellenhaus erneut in einem größeren Rahmen umgebaut. Die Kegelbahn musste für ein Nebenzimmer und eine neue Küche Platz machen. Das neu geschaffene Nebenzimmer diente schließlich lange Jahre als Vereinszimmer der Musikkapelle Allersberg.
Einen herzlichen Abschied bereitete im Jahre 1962 die gesamte Pfarrgemeinde Präses Franz  Scherb, der als Dompfarrer nach Eichstätt versetzt wird. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Albert Geitner. Eines der ersten Tätigkeiten des neuen Präses war der Neueinbau einer Ölheizung im Vereinsheim.
Fast tausend Zuschauer aus Allersberg und Umgebung besuchten im Jahre 1966 die vier Vorstellungen des Lourdes-Spiels „Das Lied der Bernadette“ unter der Regie von Vizepräses Johannes Schmidt.

Mit zahlreichen Ehrengästen, unter ihnen zahlreiche ehemalige Präsides des Vereins, feierte man am 16. Juli 1967 das 85. Stiftungsfest. Die Festpredigt hielt der ehemalige Präses, Dompfarrer Franz Scherb aus Eichstätt. Mit einem Blick in die Vergangenheit gab er richtungsweisende Worte für die Zukunft.

Ein Jahr später, beim Gedenktag am 8. Dezember hielt Altsenior Karl Blank einen Äußerst interessanten Rückblick über die 70jährige Geschichte des Vereinshauses.
In dieser Zeit ist ein häufiger Wechsel bei den Senioren festzustellen. Immer wieder debattierte man darüber, ob man vom bisherigen Brauch, nur ledige Kolpingsöhne aus der Aktivas mit Senioren besetzen soll, oder eben auch jüngere verheiratete Mitglieder zu Wahl zulassen sollte.

Neuer Altsenior
In der Generalversammlung vom 19. Februar 1970 erhielt die Gruppe Altkolping einen neuen Altsenior. Nachfolger für den aus Altersgründen ausscheidenden Karl Blank wurde Hans Bauer.

Karl Blank zum Ehrenaltsenior ernannt
Am Joseftag des Jahres 1920 erfährt der bisherige Altsenior Karl Blank die höchste Ehre, die ein Kolpingverein zu vergeben hat, nämlich die feierliche Ernennung zum Ehrenaltsenior.
Wie Vizepräses Jakob Meyer betonte, habe Blank in unermüdlichem Einsatz auch in schweren Jahren die Geschicke des Vereins geleitet. Er wird daher stets ein Vorbild in den Reihen der Kolpingsöhne sein. Gleichzeitig überbrachte er die herzlichsten Glückwünsch des schwer erkrankten Präses Geitner und vom Diözesanpräses Wilhelm Reitzer.
Der Vizepräses überreichte dem Ehrenaltsenior eine künstlerisch gestaltete Urkunde und einen Geschenkkorb. Auch der Vorsitzende der DJK, Hans Schöll, würdigte die Verdienste von Karl Blank und überreichte ebenfalls eine Ehrenurkunde und einen Geschenkkorb.
Karl Blank schilderte schließlich die bewegte Geschichte der Allersberger Kolpingfamilie, an deren Spitze er über 20 Jahre stand. 107 Mitglieder begleitete er seit 1913 als Fahnenträger zur letzten Ruhestätte, während er in den letzten zwanzig Jahren 67 Mitglieder in die Gruppe Altkolping aufnehmen konnte.

Neuer Wahlmodus für Vorstandschaft
Ab 19. März 1972 gibt es im Verein keine Senioren bzw. Altsenioren mehr. Die Vorstandschaft setzt sich nun aus dem Vorsitzenden, dem Präses, den Leitern der einzelnen Gruppen, Schriftführer, Kassier und den Beisitzern zusammen. Als bisherige Altsenioren und Senioren konnten folgende Mitglieder ermittelt werden: Karl Hirscheider, Karl Blank, Hans Bauer (Altsenioren), Johann Meyer, Josef Gerner, Ludwig Frisch, Xaver Gerner, Otto Herzog, Georg Kraußer, Johann Heitner, Richard Heim, Ludwig Gmelch, Robert Gerner, Gerhard Pieknik, Ludwig Kratzer, Erhard Faber, Reinholf Mücke, Peter Obermayer, Karl Mierlein, Siegfried Mücke (Senioren).

In würdiger Form feierte man am 9. Juli 1972 das 90. Stiftungsfest. Zahlreiche ehemaligen Präses waren zu dieser Feier nach Allersberg gekommen. Den Festgottesdienst zelebrierte Dekan Markus Harrer aus Feucht. Dieses Stiftungsfest musste man ohne Präses feiern. Präses Albert Geitner verstarb kurz vor dem Fest und fand seine letzte Ruhe im Allersberger Friedhof.

Bei der Kolpinggedenkfeier am 11. Dezember 1972 wird Pfarrer Josef Hobl neuer Präses der Kolpingfamilie. In seiner Einführungsrede sprach der neue Präses auch das Kolpinghaus an. So soll es nach vorliegenden Plänen durch ein neues Pfarrzentrum am Marktplatz ersetzt werden. Dieses neue Pfarrzentrumsprojekt lässt alten Streit um das Kolpinghaus wieder aufflackern. Miteigentum wird gefordert. Harte Attacken der Kolpingfamilie gegen die Kirchenstiftung sind die Folge. Immer wieder wurde deutlich, wie eng die Kolpingfamilie mit ihrem Vereinshaus verbunden ist und nur unter präzisen Bedingungen dem neuen Projekt zustimmt.

Bei der Generalversammlung am 22. März 1976 löst Johann Heitner den bisherigen Vorsitzenden Hans Bauer ab.

Abschied vom Vereinshaus
In einer außerordentlichen Generalversammlung am 1. Februar 1976 stimmten die Mitglieder dem Verkauf des bisherigen Vereinshauses durch die Kirchenstiftung zu. Eigentum oder Miteigentum der Kolpingfamilie am neuen Pfarrzentrum scheiterten an der Größe des Projektes und der zu großen finanziellen Belastung für die Kolpingfamilie. Dafür wurden ihr besondere Rechte eingeräumt. Zum letzten Mal trafen sich die Mitglieder am 30. Januar 1977 am alten Vereinshaus zum Kirchenzug anlässlich der Einweihung des neuen Vereinshauses. Das alte Vereinhaus hatte folgende Wirtsleute: Lindner (1898 – 1933), Schraufstetter/Meyer (1.1.1955 – 30.9.1976), Matthias und Christa Schneider (1.10.1976 – 30.1.1977).

In der ersten Generalversammlung im neuen Kolpinghaus gab es für das Mitglied Ludwig Frisch eine besondere Ehrung. Als Baumeister bei der Umgestaltung des  alten Spitals in ein neues Kolpingshaus erhielt er den Ehrenbrief als besonderen Dank und Anerkennung.

Möge die Kolpingfamilie Allersberg auch in Zukunft erfolgreich im Geiste ihres Gründers weiter arbeiten können.

DAS NEUE KOLINGHAUS
Das alte Spital
Am hl. Kreuztag des Jahres 1339 wurde durch die Herren Leopold und Albrecht von Wolfstein für „arme und preßhafte Personen“ eine Hospitalstiftung in Allersberg errichtet. In den Jahren 1736 – 1738 wurde nach den Plänen des Hofbaumeisters Buchtler an dieser Stelle das jetzige Gebäude erbaut. Nach dem Neubau eines modernen Altenheimes im Jahre 1972 stand das „alte Spital“ leer und wurde von der katholischen Kirchenstiftung Allersberg erworben., die es im Jahre 1976 zum neuen Kolpinghaus umgebaut und erweitert hat.
Das alte Kolpinghaus
Das alte Kolpinghaus stand an der Kolpingstraße und hatte ein wechselhaftes Schicksal hinter sich. Im Jahre 1898 als Gesellenhaus erbaut, nach 1933 in der Zeit des Nationalsozialismus geschlossen, daraufhin von der Kirchenstiftung eingetauscht gegen ein andrees Gebäude, nach dem 2. Weltkrieg von der Marktgemeinde wieder zurückgegeben, stand es dann 30 Jahre der Kolpingfamilie und der katholischen Pfarrgemeinde zur Verfügung. Das Anwachsen der Bevölkerung  der Gemeinde Allersberg auf 7000 Einwohner ließ schon lange das Kolpinghaus als zu klein erscheinen; allzu oft war der Saal gedrückt voll, es gab nicht genügend Nebenräume, vor allem für die Jugend. Da ergab sich eine günstige Gelegenheit, als das alte Spital neben der Pfarrkirche zum Verkauf anstand. Pfarrer Hobl, der 1972 gerade nach Allersberg kam, ergriff mit Zustimmung des Pfarrgemeinderates und der Kirchenstiftung die Initiative zum Erwerb dieses Hauses, um daraus das neue Kolpinghaus zu machen, das auch Mittelpunkt einer lebendigen Pfarrgemeinde werden sollte. Es gab zwar auch Auseinandersetzungen im Kolpingverein über die Notwendigkeit eines neuen Hauses – verständlich-, denn viele alte Mitglieder hingen an „ihrem Kolpinghaus“, das sie nach dem Kriege unter vielen Opfern wieder hergerichtet hatten. Nach vielen Sitzungen und Versammlungen wurde das Problem zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst und die Zustimmung zum Verkauf des alten Kolpinghauses und zur Verwendung des Geldes beim Umbau des alten Spitales zum neuen Kolpinghaus gegeben, wobei den Kolpingsöhnen im neuen Haus bestimmte Rechte eingeräumt wurden.
Das neue Kolpinghaus
Aber es sollte noch einige Zeit vergehen, nachdem gerade eine Finanzkrise der Bundesrepublik in Haus stand und erst 1976 am 19. Januar, mitten im Winter, konnten die Arbeiten beginnen.
Die Architekten Erich Fichtner aus Roth und Hans Frederich vom Landesamt für Denkmalpflege fertigten die Pläne, als Baumeister fungierte Herr Ludwig Frisch, ein Allersberger Kolpingsohn, dessen unermüdliche Sorge für das Gelingen des Hauses ausschlaggebend war.
Nun wimmelte es manchmal von Arbeitern im Hause, Wände fielen, Böden wurden aufgerissen, Riesenlöcher entstanden, wüst sah es aus im Haus. Aber der Zähigkeit  des damaligen Präses Josef Hobl war es zu verdanken, dass binnen Jahresfrist ein Haus entstand, das sich sehen lassen kann: ein großer Saal für 300 – 500 Personen, einige Wirtschafträume, eine große Küche, ein Filmzimmer als kleiner Versammlungsraum, ein schönes Kolpingzimmer, Räume für die Jugend, Zimmer für kleine Feiern.
Die alten Gewölbe im Parterre blieben erhalten und schaffen Gemütlichkeit. Am 30. Januar 1977 konnte zur Freude der ganzen Pfarrei das Haus eingeweiht werden durch den damaligen Diözesanpräses Reitzer, dessen Einsatz für das Haus ebenfalls zu rühmen ist.

Mittelpunkt der Pfarrei
Seitdem treffen sich größere und kleinere Gruppen und Kreise in diesen schönen Räumen, Jugendarbeit kann geschehen, viele Allersberger und auswärtige Gäste finden sich ein zum Essen oder Feiern, vor allem viele Hochzeitsfeiern werden abgehalten. Das Haus wurde für die ganze Pfarrei ein Mittelpunkt.
Es war nicht leicht für die Pächterfamilie Schneider, die ersten Jahre im Gasthof „Altes Spital“ mit seinem Riesenbetrieb durchzustehen und zugleich die Sorge für das ganze Haus zu übernehmen. Mittlerweile sind 5 Jahre vergangen und der guten Zusammenarbeit zwischen der Pächterfamilie, der Kolpingfamilie und dem Pfarramt ist es zu verdanken, dass das neue Kolpinghaus blüht und gedeiht.. Möge es weiter so bleiben!

Alte Theatertradition
Frohsinn und Scherz durften natürlich auch in einem katholischen Gesellenverein nicht vergessen werden. Während der vergangenen Jahre zeigte der Verein immer wieder sein edles Wollen und Mühen im Spiel und Theater.
Die ersten Theateraufführungen waren an den Fastnachtsamstagen des Jahres 1884, also bereits zwei Jahre nach der Gründung. Weitere Aufführungen verzeichnet der Chronist in den Jahren 1885 (2) 1887 (3), 1888 (2), 1889 (1) und im Jahre 1901 wurden nicht weniger als 13 Stücke gespielt. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht eine Theateraufführung vermerkt ist.
Auch könnten einige interessante Vorstandschaftsbeschlüsse gefunden werden. Laut Beschluss vom 2. Juni 1912 werden Theaterkostüme weder an Vereine noch an private Personen mehr ausgeliehen. Als Grundlage für diesen Beschluss wird angegeben: „durch Schaden wird man klug“. Der nächste Vorstandschaftsbeschluss betreffend Theater stammt vom 14. März 1920. Im Gefühl des nötigen Gemeinschaftsbewusstseins dürfen Mitglieder des Gesellenvereins nur mit Genehmigung des Präses bei anderen Vereinen Theater spielen. In dieser Zeit wurde auch eine eigene Theaterbücherei angelegt.
Ein schwerer Schlag ereilt den Verein am 5. Oktober 1933, als die Bayerische politische Polizei ab sofort weiter Theateraufführungen des katholischen Gesellenvereins verbietet. Es dauert bis zum 21. Dezember 1947, bis die Theatertradition des Vereins wieder fortgesetzt wird.
Alle gaben bisher ihr Bestes, seine es die altbewährten oder die jungen Laienspieler, aber auch jene, die nicht im Licht der Scheinwerfer standen.